"Wir müssen die Pferde auf die Hinterhand setzen um die Vorhand zu entlasten. Denn die Hinterhand ist stärker als die Vorhand."
Dieser Mythos wird von vielen Trainern weitergegeben und ich möchte euch dazu meine Meinung mitgeben.
Wenn die Vorhand wirklich schwächer wäre, wieso fressen dann Pferde vom Boden und nicht von den Bäumen? Müsste man springen dann nicht verbieten? Und warum ist der Vorderhuf dann breiter als der Hinterhuf?
Es gibt deutliche anatomische Strukturen die uns beim genaueren hinsehen deutlich machen, dass die Vorhand stärker ist als die Hinterhand.
Abgesehen davon, dass die Vorderhufe breiter sind, haben wir an den Vorderbeinen zwei Untersützungsbänder an den Beugesehnen. Hinten nur eins.
Das gerade Karpalgelenk macht die Vorhand ebenfalls stabiler, im Gegenteil zum Sprunggelenk der Hintergliedmaße. Das ein Pferd kein Schlüsselbein hat, ermöglicht folglich eine höhe Belastbarkeit der Vordergliedmaße, denn das Schulterblatt ist rein über Muskeln und Faszien am Rumpf befestigt und ist somit viel flexibler und kann Stöße abfedern, damit die Gelenke geschont werden. Aber selbstverständlich kann Springen verschleißende Auswirkungen auf die Vorhand haben. Das ist aber von Reitergewicht, Höhe und Anzahl der Sprünge und natürlich vom Ausbildungsstand des Pferdes abhängig. Wird ein Pferd ohne stabilen Rumpfträger gesprungen, kracht es nach dem Sprung ungebremst ins Vorderbein und sollte deshalb vermieden werden.
Der Grund weshalb die Vorhand anatomisch stärker ausgelegt ist, liegt auf der Mehrbelastung von Hals und Kopf. Automatisch hat die Vorhand dadurch vermehrtes Gewicht zu tragen als die Hinterhand.
Dennoch heißt das nicht, dass die Vorhand durch unsachgemäßes Training nicht zu Schaden kommen könnte.
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