Kommt der Osteopath oder Physiotherapeut zu einem Pferd, hört man hinterher oft, das Pferd habe eine (kleine) Schulterproblematik.
Aber nichts wildes, ein Zufallsbefund, haben viele...
Aber warum haben unsere Reitpferde so häufig etwas mit der Schulter?
Setzt man sich mit der Anatomie des Pferdes auseinander, fällt auf, dass das Pferd im Gegensatz zu uns und vielen Tieren, wie alle Huftiere kein Schlüsselbein besitzt.
Die Entlastung der Schultergliedmaße als Ausbildungsziel gewinnt hier umso mehr an Bedeutung.
Ein Schlüsselbein würde die notwendige Flexibiliät der Rumpfaufhängung beeinträchtigen.
Das bedeutet, dass das Schulterblatt rein durch Muskulatur mit dem Brustkorb verbunden ist und es hierbei keine knöcherne Verbindung gibt.
Ohne das Schlüsselbein kann der Schulterkomplex die Aufgabe als Stoßdämpfer hervorragend erfüllen.
Während der Stützbeinphase fängt somit der Rumpfträger (Muskelgruppe aus mehreren Muskeln) die Last des Pferdekörpers ab.
Beobachtet man die verschiedenen Gangarten stellt man fest, dass nur im Galopp eine Einbeinstütze auf dem inneren Vorderbein stattfindet. Gerade hier erkennen wir Osteopathen in der Ganganalyse häufig Hinweise auf bestehende Schulterproblematiken.
Denn in der Einbeinstütze trägt ein einziges Bein das komplette Gewicht des Pferdes.
Der Galopp und die Arbeit mit Sprüngen kräftig die Vorhand zwar am besten, ist jedoch auch am belastendsten, wenn unser Rumpfträger nicht gut ausgebildet sind. Ist das Pferd korrekt von hinten nach vorne geritten, wird es von hinten nach vorne größer und hebt sich im Rumpfbereich an.
Wie aber puffert das Schulterblatt nun den hohen Druck ab, wenn das Pferd mit der Vordergliedmaße aufkommt?
Das Schulterblatt kann in vier Bewegungsrichtungen gleiten.
In der Stützbeinphase beispielsweise, gleitet es nach dorsal (rückenwärts), rotiert nach kranial (kopfwärts) und geringgradig gleitet es in eine Abduktion (vom Körper weg). Somit werden die Strukturen unterhalb des Schultergelenkes entlastet.
Wird jetzt dieses Gleitverhalten durch muskuläre Probleme, einen unpassenden Sattel oder einen klemmenden Reiterschenkel gestört, kann sich das Pferd weniger elastisch abfangen.
Ein unpassender Sattel kann einen Sehnenschaden als Folge haben
Ein zu enges Kopfeisen verhindert in der Vorführphase des Vorderbeines das Gleiten des Schulterblattes unter den Sattel. Dauerhaft weicht das Schulterblatt diesem Druck aus und rotiert Richtung Kopf. Das rotieren in Richtung Schweif ist dann eingeschränkt und man spricht von einer Blockade.
Folglich erhöht sich die Belastung vor allem auf Gelenke mit weniger Winkelung, also das Karpal-, Huf-, und Krongelenk, ebenso für den Fesselträger und die Beugesehnen.
Symptome von Schultergelenksblockaden sind vielfältig:
Sowohl Hangbein- als auch Stützbeinlahmheiten, ein gebundenes Vorderbein, stolpern und Auf-der-Vorhand-laufen als auch Schwierigkeiten bei Seitengängen gehören dazu.
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